Donnerstag, 8. November 2012

Alles wie immer

Wie immer. Gibt es das? Ein wie immer? Nichts ist wie es mal war. Wie es ist, wird es nicht bleiben.

Zeit vergeht. Zeit verändert. Nichts bleibt. Nicht der Baum vor dem Fenster, er fällt. Nicht der leere Acker hinter dem Haus, es wächst eine Wiese. Doch es war vertraut. Es ist komisch, ohne den Baum, mit der Wiese. Man ging aus dem Haus, wissend, der Baum steht dort, wenn man zürückkommt. Der Acker wird noch genauso trocken und braun sein wie immer. Da ist es wieder, dieses wie immer. Aber immer... Früher stand dort vielleicht mal was, ein Haus, vielleicht haben dort Pferde gegrast, ich weiß es nicht.

Doch wenn man nach Hause kommt, steht der Baum nicht mehr vor dem Fenster. Ohne dass ich es erwartet hatte, war er plötzlich gefallen. Irgendjemand hatte ihn wegräumen lassen, während ich fort war, ich konnte mich nicht mal von ihm verabschieden. Er ist weg. Für- nein, nicht für immer, nur für sehr sehr lange, denn irgendwann wird ein neuer Baum dort stehen. Es geht ja weiter.
Und der trockene braune Acker... Tja, ich konnte mich darauf verlassen, dass dort nichts war. An dieser Stelle, wo der Acker jetzt ist, stand mal ein Haus. Wir sind hergezogen, als es gerade abgerissen wurde.
Langsam entwickelte sich der Acker. Heute, an dem Tag, an dem sich auf einmal alles verändert, sehe ich, wie kleine grüne Spitzen den braunen Boden durchbrechen, zaghaft, aber dennoch bestimmt. Heute, Anfang November, Anfang Winter. Ausgerechnet heute. Aber wieso heute? Ich weiß es nicht. Doch es ist so.

Die kommende Wiese ist etwas, das mich beschäftigt. In Verbindung mit dem Baum könnte man sie als Teil eines Kreises sehen: das Eine kommt, das Andere geht. Aber so meine ich es nicht. Für mich ist entscheidend, dass dort mal was war, dann lange nichts, jetzt entwickelt es sich wieder.
Es zeigt mir, dass nichts, was vorbei ist, für immer vorbei sein muss. Es kann wiederkommen. Langsam, wie das Gras, das sich durch die Erde kämpft. Und nichts, was da ist, muss für immer bleiben. Es kann gehen, wie der Baum, der fällt, wenn man nicht da ist, wenn man nicht damit rechnet.
Nichts ist für immer, denn ein <für immer> gibt es nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen